Am 9. und 10. Juni 2004 veranstaltete das Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn den 4. Paderborner Workshop „Augmented & Virtual Reality in der Produktentstehung“. Highlight der Veranstaltung war die „Mobile AR-Versuchsplattform“, eine Weltneuheit, die zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde. Das einzigartige Fahrzeug wurde gemeinsam von der Volkswagen AG Nutzfahrzeuge und dem Heinz Nixdorf Institut entwickelt.
Bei dem Fahrzeug handelt sich um einen VW Multivan, der in ein Cabrio umgebaut und mit der Technologie Augmented Reality ausgestattet wurde. Diese Technologie ermöglicht dem Fahrer, während seiner realen Testfahrt den Fahrzeug-Innenraum virtuell zu erleben. Auf diese Weise können verschiedene Designentwürfe getestet und die Sichtverhältnisse im Fahrzeug überprüft werden, lange bevor das erste echte Auto gebaut wird. So werden Probleme frühzeitig erkannt und das Design optimiert. Die Besucher des Workshops konnten sich bei einer Probefahrt auf dem Gelände des Heinz Nixdorf MuseumsForum selbst von der Funktionsweise der Technologie überzeugen.
Auch in diesem Jahr konnte Herr Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier über 70 Fachleute aus Industrie und Forschung in Paderborn begrüßen. „Das Interesse der Industrie an den Technologien Augmented und Virtual Reality ist nach wie vor sehr hoch“, so Gausemeier in seiner Eröffnungsrede, „Virtual Reality ist heute bereits ein fest etabliertes Werkzeug in der Produkt- und Prozessentwicklung. Augmented Reality ist auf dem Weg dorthin, viele Anwendungsprojekte zeigen das hohe Nutzenpotenzial dieser faszinierenden Technologie.“
Diese Einschätzung wurde auch von den Referenten bestätigt: Dr. Dieter Langer, EADS Deutschland GmbH, zeigte eindrucksvoll am Beispiel des Eurofighters, wie Augmented Reality bei der Wartung und Instandhaltung eingesetzt wird. Hier werden dem Flugzeugmechaniker über eine Datenbrille Reparaturanleitungen sowie Hilfestellungen von einem Experten eingeblendet. Die neusten Entwicklungen im Bereich der „Head Mounted Displays“ (HMD) präsentierte Dr. Martin Edelmann, Carl Zeiss AG. Er machte deutlich, welche hohen Anforderungen derartige Sichtgeräte im Arbeitsalltag erfüllen müssen und stellte die ersten HMDs des Start-Up Unternehmens „Carl Zeiss Mobile Optics GmbH“ vor. Den dazu passenden tragbaren Computer zeigte Prof. Dr. Paul Lukowicz von der Universität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik (UMIT) in Innsbruck: Der QBIC, ein Kleinst-Computer, der in einer Gürtelschnalle Platz findet. „Der QBIC ist der ideale Computer für den Einsatz in der Arbeitswelt, denn der Benutzer hat beide Hände frei um zu arbeiten.“ Mit Hilfe von knopfgroßen Bewegungssensoren und Mikrofonen am Körper des Benutzers werden die gerade ausführten Tätigkeiten vom System erkannt und kontextsensitiv z. B. Montageanleitungen über ein HMD eingeblendet.
Neben weiteren Vorträgen, die sich mit dem Einsatz von VR & AR in der Digitalen Fabrik, dem Virtual Prototyping oder der Simulation beschäftigten, konnten verschiedene Exponate in einer begleitenden Ausstellung besichtigt werden. Das C-LAB, eine Kooperation der Universität Paderborn mit der Siemens AG, präsentierte ein Autorensystem, das auch Laien in die Lage versetzt, einfach und schnell Augmented Reality Anwendungen zu erstellen. Dass dies auch in HDTV-Qualität möglich ist, zeigt das von der ORAD HiTec AG vorgestellte „Cyberview“-System. In Verbindung mit der ORAD PC-Cluster-Technologie wird die Darstellung sehr komplexer 3D-Modelle ermöglicht. Eine alternative Lösung hierfür bietet die 3D-interactive GmbH, ein Spin-off der TU Illmenau: Sie hat ein neues Softwareverfahren für die Darstellung hochkomplexer 3D-Modelle in Echtzeit entwickelt, mit dem z.B. das 3D-Modell einer Boeing 777 auf einem Standard-PC interaktiv erkundet werden kann.
Der Tagungsband „Augmented & Virtual Reality in der Produktentstehung“ ist als Band 169 der HNI-Verlagsschriftenreihe erschienen. Der 5. Workshop „Augmented & Virtual Reality wird am 9. und 10. Juni 2006 im Heinz Nixdorf MuseumsForum stattfinden. Weitere Informationen zum Workshop sind unter http://wwwhni.upb.de/workshop_arvr/ erhältlich
Kontakt: Dipl. Inform. Jürgen Fründ
Universität Paderborn, Heinz Nixdorf Institut, Fürstenallee
Tel.: 05251-60-6226, E-Mail: Juergen.Fruend@hni.upb.de